Deckenmalerei.

Deckenmalerei.
Deckenmalerei.
 
Die Deckenmalerei ist, wie die Wandmalerei, eng an Architektur und Wölbetechnik gebunden. Die besterhaltenen Beispiele aus dem Altertum sind die Deckenmalerei unterirdischer Grabanlagen der Ägypter und der Etrusker sowie die der Katakomben. Die Kassettendecke der Griechen und Römer zeigt in ihren Feldern meist nur dekorative Motive; anders die Flachdecke mittelalterlicher Kirchen mit Themen der christlichen Ikonographie (Sankt Martin, Zillis, um 1150; Sankt Michael, Hildesheim, um 1200). Die für die Deckenmalerei in gewölbten Räumen entscheidende Ausgangssituation waren die Mosaiken der frühchristlichen und byzantinischen Kirchen. Die mittelalterliche Entwicklung gipfelt in der Romanik; nur wenige Kirchen in Deutschland (Unterkirche in Schwarzrheindorf, um 1151), mehrere in Frankreich und Katalonien geben eine vollständige Vorstellung von den den ganzen Innenraum beherrschenden Bildprogrammen. In der Gotik sind szenisch bemalte Decken selten. In der Renaissance wurde die antike Kassettendecke wieder aufgegriffen und mit Tafelbildern eingelegt. Die durch Stuckrahmen eingeteilten Felder bemalte erstmals A. Mantegna mit einem illusionistischen Fresko (Camera degli Sposi, Palazzo Ducale, Mantua; 1474 vollendet); ihm folgten L. Signorelli (Santuario della Santa Casa, Loreto; 1479-81), Pinturicchio (Santa Maria del Popolo, Rom; 1505). Michelangelo schuf in der Sixtinischen Kapelle (1508-12) im Vatikan die vollendete Lösung zwischen illusionistischem Einzelbild und Scheinarchitektur. Von Correggio (Kuppelfresko im Dom zu Parma, 1526-39), Pietro da Cortona (Palazzo Barberini, Rom; 1632-39) und A. Pozzo (Sant' Ignazio, Rom; 1685 ff.) führt die Entwicklung zu den deutschen und österreichischen Barockmalern (C. D. Asam, J. B. Zimmermann, M. Günther, P. Troger, F. A. Maulbertsch) und G. B. Tiepolo (Würzburger Residenz, 1751-53). Deren illusionistische Deckenmalerei der Treppenhäuser, Empfangssäle und Bibliotheken in Schlössern und Klöstern sprengen die Ausmaße des Raumes und öffnen eine eigene Welt; bevorzugte Themen waren Apotheosen, Visionen, mythologischen und allegorischen Szenen. Der Klassizismus verstand die Decke wieder als Raumabschluss (A. R. Mengs, Villa Albani in Rom, 1761/62). In Historismus und Jugendstil wurden barocke oder klassizistische Tendenzen wieder aufgegriffen und variiert (Wiener Burgtheater, 1886-88, von G. Klimt u. a.). Ein Beispiel für die selten gewordene Deckenmalerei im 20. Jahrhundert sind M. Chagalls Deckenbilder in der Pariser Oper (1964 vollendet).
 
 
R. Horstmann: Die Entstehung der perspektiv. D. (1968);
 T. Pönsgen: Die D. in ital. Kirchen (1969);
 
Corpus der barocken D. in Dtl., hg. v. H. Bauer u. B. Rupprecht, 2 Bde. (1976-81);
 B. W. Lindemann: Bilder vom Himmel.Studien zur D. des 17. u. 18. Jh. (1994).

Universal-Lexikon. 2012.

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